Pressestimmen zu "ich bin mein treuer killer"


„Lyrik in Schwarz“

Kraus, Rudolf:

ich bin mein treuer killer.

sprachminiaturen. Wien: Edition Doppelpunkt, 1999. 135 S.€ (A) 12. ISBN 3-85273-069-4.

Der Titel des Lyrikbandes „ich bin mein treuer killer“ versetzt den Leser ins Grübeln: Da wird ganz cool ein stabiles Destruktionsverhältnis zu sich selbst ausgesprochen, da wird dem trivialen TV-Krimiwort amerikanischer Provenienz „killer“ „treu“ zugestellt, ein Adjektiv mit altem deutschen Gütesiegel! Auch besteht der Autor darauf, nicht Gedichte, sondern Sprachminiaturen zu schreiben. Was ist denn da der Unterschied? Miniaturen sind im gewöhnlichen Sprachgebrauch Bilder, hier aber geht es um Texte mit präzisen, gestochen scharfen Aussagen – kann man sie auch nicht immer durchschauen, was vermutlich nicht unbeabsichtigt ist, so stechen sie dennoch. Denn das Gesagte geht uns alle an. Es wird nicht mit Worten gemalt und nicht in Bildern geschwelgt. Die Zügel bleiben immer straff. Diese Miniaturen sind wahrscheinlich spröde Kost, denkt man zuerst. Ein kompakter Inhalt muss Platz haben auf kleinem Raum, aber Überfüllung kommt nicht in Frage. Stehen auch nur einige kurze Zeilen, so ist die Sprache alles andere als asketisch. Die verwendeten Metaphern sind manchmal so überraschend neu, so frisch gebacken aus bisher noch nie kombinierten Zutaten, dass man sie gar nicht als Metaphern wahrnimmt – die Identität zwischen Wort und Inhalt ist dann perfekt, nichts hat Platz dazwischen.

Aber das Spiel mit der Sprache ist ein ernstes Spiel, der Leser genießt zwar den Witz, doch Rudolf Kraus hat mehr zu bieten als Geistesblitze. Zuweilen legt man das Buch zur Seite, um den poetischen Gehalt von fünf kurzen Zeilen langsam auf der Zunge zergehen zu lassen. Diese Poesie jedoch schmilzt nicht so leicht: „der regen deiner träume / dringt ein in mich / triefende nässe im herzen / die sinne scheinen überflutet / jetzt wären meine tränen süß“ (herbstzeitlos). Oder „schwarz in mir / wär’ gern bei dir / gedanken machen krank / schlafen tötet sanft / ich bin mein treuer killer“ (instinkt).

Diese Poesie ist ein muskelstarkes Geschöpf, eine kleine Athletin, sehr lebendig und von großer Eigenwilligkeit. Sie tanzt nicht, sie will nicht anmutig sein, aber ihre Bewegungen haben die Musikalität des Herzschlags mit gelegentlichen Extrasystolen.

 Elisabeth Schawerda im morgen


 

(...) Immer wieder wird die Hektik unserer Zeit thematisiert, der Versuch, dem ständigen Getrieben-Sein Momente des Innehaltens, der Besinnung abzuringen: "... und dann plötzlich stille / für bruchteile eines moments / zeit die augen zuzutun". Manchmal überrascht auch die so ganz andere Sichtweise des Autors, die eine mögliche Erwartungshaltung des Lesers durchbricht ("flugzeug").

Es bleiben für einen Lyrik Interessierten genügend Spielwiesen für literarische Auseinandersetzungen mit den Texten, eine Herausforderung bedeutet die Lektüre dieses Buches auf jeden Fall.

Günter Glantschnig in Literatur aus Österreich


 

(...) Es ist ein Buch zum Mitdenken, und damit auch zum Mitkritisieren, Gedankengedichte, kritische und poetische Sprachfiguren sind heute eine Seltenheit.

Hans Heinz Hahnl in der Bücherschau


 

(...) Der Autor verarbeitet Gedankenfetzen, Impressionen und Reflexionen zu poetischen "short cuts"...

Wiener Zeitung


 

Sei es der Untergang der Natur im Autolärm der Städte, sei es das Absterben der Seele im Charivari eines pluralistischen Glaubensangebots, sei es der in Gewohnheit erstarrte Mensch in einem 24-Stunden-Alltag - nichts ist vor Kraus’ spitzer Feder sicher. Der Titel der lyrischen ‘Sprachminiaturen’, die selten aus mehr als zehn Kurzversen bestehen, hält, was er verspricht : Die Hektik des ausklingenden zwanzigsten Jahrhunderts zitierend, verarbeitet der Autor Gedankenfetzen, Impressionen und Reflexionen zu poetischen short cuts, rasch blitzen Worte auf und ziehen sich wieder zurück. ich bin mein treuer killer ist ein Appell an den Leser, das Leben neu zu entdecken und sich der tödlichen Gleichgültigkeit entgegenzustellen, die sich immer stärker im Bewußtsein jedes Einzelnen breitmacht - oder möchten Sie „breitbeinig / auf den gleisen / von der geschichte / überfahren werden“?                                            

  Auszüge aus einem Statement von Kristina Zapp

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